Vorgeschichten

Hier beginnt unsere Geschichte der vielen Geschichten. Geschichten, die von Begegnungen zwischen Mexiko und Österreich erzählen. Kreuzungen zwischen den Geschichten zweier Länder, zwischen Menschen und Ideen, in Krieg und Frieden, Freiheit und Unterdrückung. Gekreuzte Geschichten also.

Im Zentrum dieser Erzählung, die vier Kapitel hat, steht das Jahr 1938. Damals wurde Österreich von Nazi-Deutschland annektiert und nur ein Land protestierte offiziell dagegen: Mexiko. Dann nahm es viele Menschen auf, die vor dem politischen und rassistischen Nazi-Terror aus Österreich fliehen mussten. Das ist eine der wichtigsten Geschichtskreuzungen, die Österreich und Mexiko verbindet. Aber viele Elemente dieser Geschichte beginnen schon viel früher. Von ihnen erzählt dieses erste Kapitel. 

Da ist zunächst die Verfolgung von Juden, Roma, Sinti und Lovara und anderen Gruppen, die Opfer der religiösen oder rassistischen Vorurteile ihrer Mitmenschen wurden. Der grauenhafte Höhepunkt dieser Verfolgung ist heute als Holocaust bekannt, aber die Geschichte ist viel länger. Zwei Beispiele aus lange vergangenen Jahrhunderten zeigen diese Entwicklung. Auch Mexiko war und ist nicht frei von Rassismus, doch nach 1938 fanden verfolgte Östereicher dort Asyl. 

Die zweite historische Kreuzung, die wir hier ansprechen, sind die Kämpfe für Demokratie und gegen Unterdrückung. Soziale Bewegungen, getragen von Frauen und Männern, von Arbeitern und Studierenden haben überall auf der Welt Schritt für Schritt neue Rechte erkämpft, die ihnen die kleinen Herrschaftsschichten vorenthalten wollten. So auch in Österreich, wie in unsere Geschichte aus der Wiener Revolution von 1848. Und auch in Mexiko, nicht zuletzt in der großen Mexikanischen Revolution, die 1910 begann und in deren Geiste sich Mexiko später mit dem bedrängten Österreich solidarisch erklärte.