Visa-vis
Eine Ausstellung von Mariel Rodríguez und Rodrigo Martínez

Visa-vis 
ist eine Ausstellung über Leben, die durch Migration verändert werden.
Durch Recherchen in Archiven und Zeitungsbibliotheken und persönliche Interviews baut Visa-vis eine Brücke zwischen Migrationsgeschichten von 1938 und 2018. Sie konfrontiert vergangene und aktuelle Migrationsgeschichten mit der österreichischen Geschichte, indem sie Porträts von Personen mit erzwungener Migration über verschiedene Regionen, Zeiten und Kulturen hinweg gegenüber stellt.

 © Mariel Rodríguez & Rodrigo Martínez Dos caras
Dos caras
© Mariel Rodríguez & Rodrigo Martínez

Vis-à-vis ist ein französischer Ausdruck, der in der allgemeinen Sprache verwendet wird, um eine frontale Beziehung auszudrücken, ein -Gegenüber-, wörtlich übersetzt von Angesicht zu Angesicht. Für migrant / exiled gazes betonen wir diese Bedeutungen und setzen sie in Beziehung zu einem Wortspiel, wo die Betonung auf dem Wort Visum (Visa) liegt. Wir gehen der Frage nach, wie es möglich ist, sich mit den Widersprüchlichkeiten zwischen Migrationspolitik, diplomatischen Gebärden und unterschiedlichen Migrationsgeschichten auseinanderzusetzen.

 @ Mariel Rodríguez & Rodrigo Martínez Assimilation
Assimilation
@ Mariel Rodríguez & Rodrigo Martínez

Die Ausstellung Visa-vis zeigt zwei Seiten ein und derselben Medaille: Mexiko als ein Ort der Zuflucht und der Gefahr. Mexiko gewährte rund 1.500 jüdischen Menschen während der Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland Asyl, was einer beachtlichen Tatsache gleichkommt in Hinblick auf Mexikos Beitrag zum Widerstand gegen den Faschismus und für all jene Menschen, denen ein neues Zuhause in diesem Land gewährt wurde. Dennoch gilt: Geschichte wird niemals ausschließlich einseitig geschrieben. Mexikos Offenheit wurde bezweifelt und weniger humanitären – und unschöneren –  Ereignissen gegenübergestellt. Die Rückführung des Orinoco Schiffs nach Europa mit mehr als 21 jüdischen Migrant_innen an Bord sowie die Formierung antisemitischer Bewegungen in Mexiko sind Beispiele, welche die Komplexität dieser Kontraste untermauern.Visa-vis beleuchtet die Absurdität der Abhängigkeit von Bürokratie und Visa- und betont den Beitrag, den Menschen mit Migrationshintergrund für das Aufnahmeland leisten.

 © Mariel Rodríguez Still aus Visa-vis
Still aus Visa-vis
© Mariel Rodríguez

In Visa-vis konfrontieren Mariel Rodríguez und Rodrigo Martínez mit unterschiedlichen Momenten des Protests Mexikos gegen die Annexion um einerseits die stattfindende Offenheit zu feiern und andererseits aber auch einzugestehen, dass jüdische Einwanderung nach Mexiko wiederholt mit Schwierigkeiten und Widrigkeiten einherging, die bis dato selten zur Sprache gekommen sind. Mexikos Einwanderungspolitik war zu jener Zeit äußerst selektiv; begünstigt durch schwülstigen post-revolutionären Nationalismus und auf nationale Identität begierig. Migrant_innen wurden eingeordnet in die Kategorien assimilierbar versus nicht assimilierbar. Diese Einteilung ging, da abhängig von politischen Strategien, deren Beweggründe nicht offengelegt wurden, willkürlich vonstatten. Ziel dieser Ausstellung ist es, ein Augenmerk auf die Offenheit zu legen sowie die bestehenden Widersprüchlichkeiten zur Diskussion zu stellen.