Das Recht des Anderen | El derecho ajeno
Ausstellung, Mexikanisches Kulturinstitut in Wien (Türkenstraße 15) und Mexikoplatz, September – Oktober 2018

Das Recht des Anderen | El derecho ajeno ist ein künstlerisches Projekt, das sich mit politischen Transfers und diskursiven Überschneidungen zwischen Österreich und Mexiko auseinandersetzt. Es basiert auf künstlerischer Forschung zu Schlüsselfiguren und -ereignissen in der nationalen Geschichtskonstruktion beider Länder.

Die beteiligten Künstler_innen nähern sie sich „Momenten“ der gemeinsamen Geschichte Mexikos und Österreichs an: von der Herrschaft Maximilian von Habsburgs in den 1860er Jahren über die mexikanische Revolution in den 1910er Jahren bis zum mexikanischen Exil österreichischer NS-Opfer, ebenso wie dem wissenschaftlichen Blick österreichischer Forscher_innen auf Mexiko seit dem 19. Jahrhundert.

  Ausschnitt aus Johann Friedrich von Waldeck "Die Pyramide von Xochicalco"Ca. 1829
Ausschnitt aus Johann Friedrich von Waldeck "Die Pyramide von Xochicalco"
Ca. 1829

Politische Verstrickungen, wirtschaftliche Verbindungen, das Aufkommen populärer revolutionärer Bewegungen und die Konstruktion geistes- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen und Erkenntnisse verdichten sich im makro- und mikrohistorischen Fokus auf acht zentrale Ereignisse:

  • die vergleichenden Studien des Entdeckers Johann Friedrich von Waldeck zwischen 1825 und 1837, als sich die wissenschaftliche Forschung Mexikos infolge der Unabhängigkeitsbewegung international zu öffnen begann;
  • die Herrschaft von Maximilian von Habsburg (1864-1867) und die Gründung des ersten Nationalmuseums in Mexiko 1865;
  • die Arbeit des Architekten und Entdeckers Teobert Maler, der mit der Armee von Maximilian nach Mexiko kam und 1917 in der Stadt Merida starb;
  • der Protest der mexikanischen Regierung gegen die Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich 1938;
  • die Unterstützung und Aufnahme von Flüchtenden durch den Diplomaten Gilberto Bosques (Puebla, 1892 – Mexiko Stadt, 1995) während der Franco-Diktatur und des nationalsozialistischen Regimes;
  • die Forschungen des Anthropologen und Historikers Friedrich Katz (Wien, 1927 – Philadelphia, 2010) zu Agrarismus und der mexikanischen Revolution;
  • die Forschung über die indigene Gruppe der Otomí und die Wiederentdeckung der psilocybinhaltigen Pilze in den 1930er Jahren durch den Anthropologen Robert J. Weitlaner, der 1922 nach Mexiko kam und dort 1968 verstarb;
  • und das Exil, das die Ärztin und ethnographische Sammlerin Ruth Deutsch Reiss (Wien, 1920 – Mexiko Stadt, 2004), besser bekannt als Ruth Lechuga, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg in Mexiko antrat.

So bietet Das Recht des Anderen | El derecho ajeno eine neue, transnationale Leseweise von Geschichte an, fordert offizielle Erzählungen kritisch heraus und verschiebt dabei grundlegende Fragestellungen der Kulturdiplomatie, der kolonialen Konstruktion der Sozialwissenschaften, des Kunstfeldes und der ideologischen Konfiguration der materiellen Kultur Mexikos, die in den hegemonialen Identitäts- und Repräsentationspolitiken des mexikanischen Staates eine große und widersprüchliche Rolle spielen. 

Unter der kuratorischen Leitung von Julio García Murillo und Nina Hoechtl werden die Ergebnisse der künstlerischen Forschungsprojekte in zweierlei Formate umgesetzt. Die Arbeiten von José Arnaud Bello, Nina Hoechtl und Vicente Razo und die daraus resultierenden Themenkomplexe werden in Form einer Wandzeitung aufgearbeitet. Luis Felipe Fabres und Luisa Pardos Arbeiten sind performativer Art. Sie intervenieren als Lecture Performances und performative Lesungen in die Ausstellung, die aufgezeichnet und als Video entweder in die Ausstellung oder in der Webseite sowie als Textfragmente in die Wandzeitung eingegliedert werden. 

Die Ausstellung wird Anfang September 2018 in den Räumen des Mexikanischen Kulturinstituts in Wien eröffnet.

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